Veronika Hoff. Und die Unschuldslämmer.
Im Büro der lokalen Gesundheitsorganisation steht ein Computer. Und diesen Computer nutzen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Schliesslich sind sie die meiste Zeit unterwegs, und da genügt ein Rechner für alle. Und weil der Computer sowieso nur ganz selten gebraucht wird, nutzen auch alle Mitarbeitenden den gleichen Account. Persönliche Zugängen lohnen sich nicht, ist Veronika Hoff überzeugt. Sie leitet die Niederlassung und steht für das familiäre Klima, das allen so behagt.
Veronika Hoff liebt die Menschen und ist gerne für sie da. Büroarbeit mag sie weniger. Und so dauert es jeweils eine ganze Weile, bis sie sich die Zeit nimmt, um den «administrativen Kram» zu erledigen. Heute ist es endlich wieder einmal soweit: Veronika Hoff verbucht die verschiedenen Rechnungen und löst die einzelnen Zahlungen aus. Bei der Abrechnung der Kreditkarte wird sie stutzig: Der Betrag ist um ein Vielfaches höher als sonst. Veronika Hoff bleibt nichts anderes übrig, als die einzelnen Belastungen minutiös durchzugehen. Sie hat den Posten, der für die Kostenexplosion gesorgt hat, schnell gefunden.
Es scheint sich offensichtlich um einen Onlinedienst zu handeln. Veronika Hoff kann sich nicht erinnern, etwas im Internet bestellt zu haben. Und ihre Mitarbeitenden haben gar nicht die Kompetenz, etwas zu bestellen. Veronika Hoff will es wissen. Sie logt sich auf der Seite ein und traut ihren Augen nicht. Das muss ein Irrtum sein! Sie kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand aus ihrem Team während der Arbeit solche Seiten besucht. Ein paar Tage später hat sie die unschöne Gewissheit: Die Seite wurde tatsächlich von ihrem Computer aufgerufen; das Login erfolgte mit dem Google + Account.
Veronika Hoff bleibt nichts anderes übrig, als ihr Team zur Rede zu stellen. Dass sich eine Drittperson Zugang zum Büro verschafft und dabei das allgemeine Passwort genutzt hat, scheint ihr so gut wie unmöglich. Doch offenbar war es auch niemand aus ihrem Team: Alle schauen nachdenklich und betroffen in die Runde und beteuern, je nach Charakter, lauthals oder unter Tränen ihre Unschuld.
So sehr sich Veronika Hoff auch bemüht: Weder an diesem Abend noch in den folgenden Tagen lässt sich der Fall klären. Denn selbstverständlich hat Veronika Hoff ihrem Team angeboten, dass sich die schuldige Person diskret an sie wenden kann – ohne irgendwelche Konsequenzen zu befürchten. Das mulmige Gefühl, dass sie ihrem Team nicht mehr vertrauen kann, macht Veronika Hoff noch mehr zu schaffen als das eigentliche Delikt. OS systems kann ihr dieses Gefühl auch nicht nehmen. Aber zumindest dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr vorkommen kann. Weil ab sofort alle Mitarbeitenden einen persönlichen Account besitzen. Und sich nur noch damit am Rechner anmelden können.